Hand aufs Herz: Hast du dich schon einmal in deinem Leben mit jemand anderem in etwas verglichen und dich deswegen schlechter oder schwächer gefühlt? Die meisten werden diese Frage wahrscheinlich mit „Ja“ beantworten – leider.
Doch warum fällt es uns so schwer an uns zu glauben und unser Selbstwertgefühl aktiv zu stärken?
Auch ich selbst kann mich da nicht von freisprechen. Bei einem meiner ersten 10km-Wettkämpfe hat mich ein ehemaliger Arbeitskollege von Guido (der gute Mann war längst im Ruhestand) locker abgehängt. Das hat mich total gestört, schließlich sollte ich mit meinen 17 Jahren doch wohl fitter sein als der alte Mann dort.
Doch genau dieser Mann läuft schon seit 40 Jahren – wie sollte ich als absoluter Anfänger also an sein Niveau herankommen?
Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.
Sören Kierkegaard (dänischer Philosoph)
Doch nicht nur Volksläufe, auch das Internet hinterlassen ihre Spuren bei einigen von uns. Besonders soziale Netzwerke spielen da eine große Rolle.
In Zeiten von Instagram und Co. ist es ja geradezu Mode geworden, ein perfektes Selbstbild nach außen zu inszenieren. Bloß keine Schwächen oder harte Arbeit zeigen. Man bekommt immer nur die perfekte Welt zu sehen. Als perfekt wird hier das dargestellt, was scheinbar mühelos und ohne Fleiß von der Hand geht.
Auch im Sportbereich ist das noch viel zu oft der Fall. Mittlerweile gibt es zwar immer mehr Blogger und Influencer, die ein realistisches und motivierendes Bild vermitteln möchten, sie sind aber die Ausnahme.
Für authentische Lauftipps ohne Leistungsdruck kann ich euch z.B. den Blog gogirlrun ans Herz legen – den finde ich echt gut!
Ob nun im echten Leben oder im Netz – durch Vergleiche mit anderen kann man sich schnell demotiviert fühlen und an der eigenen Leistung zweifeln. Doch dazu gibt es überhaupt keinen Grund! Ich möchte dir zeigen, wie du dein Selbstwertgefühl ganz einfach stärken kannst und wieso es keinen Sinn ergibt, sich mit irgendwem anderem als dir selbst zu messen.
Vergleiche nicht dein erstes Kapitel mit dem zwanzigsten Kapitel eines anderen!
Du bist gerade erst mit dem Sport angefangen oder hast dich dazu entschieden ab jetzt mehr für deine Gesundheit zu tun. Und das ist, was zählt! Damit hast du den ersten wichtigen Schritt gemacht. DU machst einen Unterschied in DEINEM Leben. Und das solltest du dir immer vor Augen führen. Das ist doch das Einzige was zählt, oder? Zumindest sehen wir das so.
Und denke immer daran: diesen Schritt hat dein Vorbild auf Instagram oder der ältere Herr beim Volkslauf wahrscheinlich schon vor 5, 10 oder 20 Jahren gemacht. Und seitdem hart für seine oder ihre Erfolge gearbeitet. Vorher war diese Person vielleicht auch nicht so sportlich.
Und selbst wenn, was würde das für dich ändern? Hinter diesen Erfolgen stecken jede Menge Training, Disziplin und Durchhaltevermögen – in aller Regel über Jahre hinweg. Das siehst du zwar nicht direkt, solltest du dir aber ebenfalls immer wieder klar machen.
Woher sollst du also zum aktuellen Zeitpunkt die gleiche Leistungsfähigkeit nehmen?
Konzentriere dich nur auf dich!
Jetzt könntest du sagen: Okay, aber was ist mit meinem Freund, mit dem ich zusammen mit dem Sport angefangen habe. Er läuft schon viel schneller und weiter als ich, obwohl er doch noch nicht länger dabei ist!
Dazu sage ich dir: Menschen sind verschieden. Nicht jeder hat die gleichen körperlichen Voraussetzungen und kann mit gleichem Training gleiche Resultate erzielen. Wenn dein Freund vielleicht anders trainiert oder sich anders ernährt als du, kannst du ihn natürlich um Rat fragen. So kannst du dich selbst verbessern.
Aber tu dir selbst den Gefallen und zweifle nicht an dir, nur weil du vielleicht noch nicht so schnell oder lange laufen kannst wie dein Kollege!
Du siehst, es geht nur um dich selbst. Was würde es dir auch bringen, wenn sich dein Freund verschlechtert, nur damit du dich besser fühlst?
Wenn es eine Sache gibt, die uns beiden der Laufsport gezeigt hat, dann diese: jeder freut sich immer für jeden! Wir kommen beide aus dem Fußball, da ist das weniger verankert. Dort gibt es viel mehr Konkurrenz. Im Laufsport habe ich bisher nur erlebt, dass jeder gefeiert wird. Die Letzten übrigens oft am lautesten! 😉
Jeden Tag 1% besser
Denn das Einzige, was wirklich zählt ist, dass du selbst immer wieder versuchst besser zu werden. Besser als du selbst gestern noch warst. Und zwar kontinuierlich, nicht mit der Brechstange!
Es bringt dir nichts, wenn du jetzt versuchst vom jahrelangen Sportmuffel zum Marathonläufer in 3 Monaten zu avancieren. Verletzungen und Demotivation, weil dein Plan nicht so aufgeht wie gewünscht, sind da vorprogrammiert. Nein, du solltest regelmäßig trainieren und deine eigenen Fortschritte dokumentieren.
Das wird dich ungemein motivieren, den richtigen Einstieg in dein Lauftraining zu finden!
Ein Beispiel aus meiner eigenen Erfahrung: Ich war einige Monate am Stück verletzt. Als ich wieder anfangen konnte, bin ich mit einem Kilometer in einem für mich unglaublich langsamen Tempo wieder eingestiegen. Das habe ich dann alle paar Tage um 500 Meter gesteigert.
Im Vergleich zu dem, was meine Kollegen aus dem Verein gelaufen sind, waren meine Strecken und Zeiten lächerlich. Für mich selbst war jeder Lauf jedoch ein tolles Erfolgserlebnis – weil ich für mich selbst immer ein besseres Ergebnis erzielt habe. Und genau so kannst und solltest du es meiner Meinung nach auch handhaben.
Versuche, dich jeden Tag um nur 1 % in einem Bereich zu verbessern!
Ein paar Meter weiter oder schneller laufen, beim Krafttraining eine Wiederholung insgesamt mehr durchhalten oder statt der ganzen Tüte Chips am Abend nur die halbe und dazu einen Apfel. Die Liste könnten wir endlos weiterführen, aber ich denke du erkennst den Punkt: gib‘ jeden Tag dein bestes und versuche, besser zu sein als du gestern warst.
Die Kontinuität und das langsame Aufbauen dieser Dinge hat auch zur Folge, dass du nicht in den Perfektionismus verfällst und nach kurzer Zeit aufgibst. Denn so siehst du immer Verbesserungen – ganz egal, was die anderen machen.
DU hast dein Erfolgserlebnis, auf das DU stolz sein kannst und solltest!
Das Vergleichen macht dich auch nicht schneller
Zum Schluss noch das Totschlagargument gegen Vergleiche mit anderen: du wirst durch das ständige Vergleichen nicht schneller oder besser! Zumindest habe ich das noch nie erlebt oder gehört 😉
Du wirst höchstens traurig und demotiviert – schlimmstenfalls hörst du sogar mit dem Training auf, weil du denkst, dass du nicht gut genug bist. Es bringt dir also einfach gar nichts, außer schlechter Laune. Und die wollen wir doch schließlich alle nicht, oder?
Im Ernst: Du verschwendest damit nur deine Energie. Stecke die Energie besser in dein Training, da ist sie bestimmt besser aufgehoben. Und deinem Kopf tut das auch gut. Schließlich möchtest du ja dein Selbstwertgefühl stärken und dich nicht länger mit anderen vergleichen.
Also auf geht’s: lass uns gemeinsam damit anfangen, uns weniger mit anderen zu vergleichen und unser Selbstwertgefühl zu stärken! Es wird dir sicher nicht immer leicht fallen, den Blick nur auf dich zu richten. Das ist bei uns nicht anders. Aber es wird dich glücklicher machen und dir auch langfristig helfen dabei zu bleiben!